Jugendprojekt 'Wir für unser Quartier'
Mit einem Sonderförderprogramm „Wir für unser Quartier- junge Menschen engagieren sich für ihr Quartier“ hat das Jugendprojekt im Mai 2022 mit zwei Projektphasen begonnen. Das Programm wurde vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration als Aufholprogramm nach Corona zusätzlich im Rahmen der Landesförderung Gemeinwesenarbeit mit ca. 8.000 Euro gefördert.
In der ersten Projektphase im Mai haben drei Schulklassen der Theodor-Litt-Schule eine räumliche Begehung gemacht. Die jungen Menschen haben die öffentlichen Plätze ab dem Standort Schule bis zum Bahnhof zu Fuß erkundet und ihre Wünsche geäußert. Und natürlich wünschten sich die Jugendlichen in Michelstadt unter anderem ein DFB-Platz, aber die Sitzgelegenheiten vor der Odenwaldhalle zum „chillen“ und Verweilen habe die meisten Stimmen von insgesamt 65 jungen Menschen erhalten.
Die Schulklasse 7MC Jahrgang 2022/2023 der Theodor-Litt-Schule hat sich in der zweiten Phase des Projektes dann als ein ganzheitliches, handwerkliches und kreatives Team erwiesen. Mit der Unterstützung von zwei Handwerksmeistern Andreas Kräuter und Roger Tietz wurde von November bis Dezember jeden Montag 6 Stunden fleißig am städtischen Bauhof gearbeitet. Die Mädchen und Jungs haben zusammen mit den Profis ausdauernd gerechnet, gebohrt und gefräst. Das Resultat steht nun fest auf dem Boden vor der Odenwaldhalle: zwei Sitzbänke mit Überdachung aus Holz. Auch die neue Beschilderung sagt alles - „Wir für unsere Stadt“. Das Ergebnis kann sich jeder Michelstädter und jede Michelstädterin vor Ort an der Odenwaldhalle, Erbacher Str. 33 anschauen und eine Sitzprobe machen.
Die Einweihungsfeier fand am Mittwoch, den 08.03.2023 mit der Klasse 7MC der Theodor-Litt-Schule, der Klassenlehrerin Vera Eppel-Weber und der Sozialpädagogin Saskia Sauer, den Ehrenamtlichen Andreas Kräuter und Roger Tietz, der Stabsstelle Integration, Frau Tatjana Schmied, und der Konrektorin der Theodor-Litt-Schule, Frau Christel Schwebel, statt.
Die Gemeinwesenarbeit wird in Michelstadt noch bis Juni 2026 in Höhe von ca. 400.000 Euro gefördert und hat das Ziel den sozialen Zusammenhalt und eine nachhaltige Verbesserung unter Einbeziehung aller Bürger und Bürgerinnen zu ermöglichen. Die Stadt Michelstadt eröffnete das Stadtteilzentrum „Mittendrin und Bunt“ in der Erbacher Str. 31 (ehemaliges „Sol i Luna“) bereits im Juli 2021 als eine räumliche Begegnungsstätte. Auf der Webseite www.wirsindmichelstadt.de kann der aktuelle Wochenplan mit regelmäßigen Angeboten auf der digitalen Pinnwand verfolgt werden.
Erfolgreiche Sammlung für das Blindenhilfswerk Hessen

Nach einer zweijährigen coronabedingten Zwangspause konnten die Schülerinnen und Schüler der Theodor-Litt-Schule in den vergangenen Monaten wieder erfolgreich die Haussammlung 2022 für das Blindenhilfswerk Hessen im Auftrag der Schülervertretung durchführen.
Auch dieses Mal engagierten sich viele Jugendliche ehrenamtlich bei der traditionellen Spendensammlung und so konnten Spendengelder in einer Höhe von gut 1000 Euro gesammelt werden.
Die Schülervertretung bedankt sich bei allen fleißigen Sammlerinnen und Sammlern sowie bei den vielen Spenderinnen und Spendern und freut sich auch in diesem Jahr wieder die Haussammlung durchführen zu dürfen.
Text und Bild: Marie Christin Steipp
Klassenprojekt: Schüler stark machen
Ein fester Bestandteil des sozialen Lernens an der TLS ist das Klassenprojekt 'Schüler stark machen - Gewaltprävention und Achtsamkeit im Alltag'. In Kooperation mit dem Familienhilfezentrum Odenwald wird nach dem Termin der Auftragsklärung mit der jeweiligen Lerngruppe an drei Vormittagen im Dojo an diesen Zielen gearbeitet. Dabei geht es z.B. um Teambildung, Techniken und Strategien zur Deeskalation und Selbstbehauptung, Gewaltprävention, soziale Kompetenz im Alltag.
Friedenserziehung an der TLS

Auszug aus fakt, Online-Magazin für den Odenwaldkreis. (Text: Ernst Schmerker)
Am Freitag, den 12.11.2021 fand die diesjährige Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Michelstadter Friedhof statt. Mitwirkende waren die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7MA und 7MC unter der Leitung der beiden Klassenlehrer Andreas Demmel und Enrico Zellmer, die ev. Gemeindepädagogin Eva Heldmann, für die Schulleitung Konrektorin Christel Schwebel und Dr. Tobias Robischon, Bürgermeister der Stadt Michelstadt.
Bewegende Tage in Rumilly

Bewegende Tage in Rumilly: Bürgermeister Pierre Béchet legt gemeinsam mit Michelstadts Verwaltungschef Stephan Kelbert einen Kranz am Ehrenmal in der französischen Partnerstadt nieder. Fünf Tage lang waren dort Schüler und Michelstädter Bürger zu Gast. (Foto: Stadt Rumilly)
Zu einem gemeinsamen Gedenken „in enger Freundschaft“ waren kürzlich mehrere Schüler und Bürger aus Michelstadt nach Rumilly, die französische Partnerstadt Michelstadts, gereist. Anlass war das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Die jungen Leute, Schüler der TLS und des Gymnasiums, wurden begleitet von Mitgliedern des Arbeitskreises Städtepartnerschaft und Bürgermeister Stephan Kelbert.
Im Zuge eines deutsch-französischen Schülerprojekts gestalteten die Jugendlichen die offizielle Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Kriegsendes mit. Die 13 bis 16 Jahre jungen Leute hatten Plakate und Ideen mitgebracht, die sich mit den Themen Erster Weltkrieg, Frieden und Europa beschäftigten. Erarbeitet hatten sie all dies in einem Workshop an der Schule. Zusammen mit Jugendlichen der Schulen Le Clergeon und College de Mots entwickelten sie Standbilder und Akrostichons (Wortbilder) sowie aussagekräftige Poster, die in Geschäften Rumillys und in der Bibliothek „Quai des Arts“ ausgestellt sind.
Der fünf Tage währende Aufenthalt in Rumilly bot zudem Gelegenheit, sich in den einstigen Kampfgebieten ein ungefähres Bild von den Grausamkeiten jenes Krieges zu machen. Höhepunkt des Besuches war ein Konzert im „Quai des Arts“, bei dem die Michelstädter Big Band, das Orchestre d’ Harmonie und das der Musikschule Rumilly auf der Bühne standen. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierten die Schüler aus Frankreich und Deutschland ihre Arbeitsergebnisse. Michelstadts Stadtverordnetenvorsteher Andreas Klar betonte die herausragende Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft in einer Zeit, in der in Europa der Nationalismus zu erstarken scheint.
Rumillys Bürgermeister Herr Pierre Béchet legte gemeinsam mit Stephan Kelbert einen Kranz am Ehrenmal nieder. Das in Frankreich besonders wache Gedenken an die blutigen Schlachten des Ersten Weltkrieges ist für Kelbert eine Mahnung: „Wer an der EU zweifelt, sollte die Soldatengräber des Ersten Weltkrieges besuchen“, wird Michelstadts Bürgermeister in einer Pressenotiz der Stadt zitiert.
Der offizielle Festakt zum Kriegsende-Gedenktag mit rund 500 Teilnehmern aus Frankreich und Deutschland fand nach einem gemeinsamen Gottesdienst am Ehrenmal in Rumilly statt. In seiner Rede dort sprach Kelbert vor allem auch den Jugendlichen beider Städte seinen großen Dank aus. (OE, Birgit Reuter)
Engagement für den Frieden
- Ehrung der Klassen 6MA und 7MB
Kurz vor den Osterferien konnte Schulleiter Dieter Weis eine besondere Ehrung vornehmen, galt es doch, denjenigen Schülerinnen und Schülern zu danken, die unter der Verantwortung ihrer Klassenlehrkräfte bei der jährlichen Haus- und Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge über 2.500,00 € als Ergebnis erzielt haben. Nachdem der Volksbund allen Beteiligten eine Dankesurkunde geschickt hatte, konnte nun die Ehrung durch die Schule für das Schülerengagement vorgenommen werden.
Im November 2017 waren die Klassen 6MA und 7MB in Michelstadt und in den Stadtteilen unterwegs, um sich an der Haus- und Straßensammlung zu beteiligen. Vorbereitet durch ihre Klassenlehrkräfte Frau Monika Günthermann (7MB) und Herrn Andreas Demmel (6MA) klopften die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit am Nachmittag an zahlreiche Türen, um eine Spende für den Volksbund zu erbitten. Auch wenn nicht jede Tür sich öffnete, konnten die Schülerinnen und Schüler doch viele Menschen dazu bewegen, mit einem kleinen Geldbetrag die Volksbundarbeit zu unterstützen.
Mit der jährlichen Haus- und Straßensammlung werden die friedenspädagogischen Projekte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge mitfinanziert sowie die Pflege der Kriegsgräber gefallener deutscher Soldaten beider Weltkriege im In- und Ausland gewährleistet.
Die Haus- und Straßensammlung für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gehört zu den festen Projekten der Theodor-Litt-Schule Michelstadt. Darüber hinaus schmückte die Klasse 6MC am Freitag vor dem Volkstrauertag die Gräber der gefallenen Soldaten auf dem Michelstädter Friedhof, ebenfalls eine lange Tradition der Schule.
Schulleiter Dieter Weis hofft darauf, dass das gute Beispiel der Schülerinnen und Schüler auch im nächsten November viele Nachahmer findet, denn für den Frieden sich zu engagieren, ist und bleibt eine ganz wichtige Aufgabe der Theodor-Litt-Schule Michelstadt. (Text: Dieter Weis, TLS)
Schulchronik an Stadtarchiv übergeben

Die Michelstädter Theodor-Litt-Schule hat ihre Chronik und Konferenzprotokolle wiederentdeckt, die auch die Aufarbeitung der NS-Zeit an der Vorgängerschule ermöglichen. Entsprechend groß war die Freude beim Stadtarchiv.
Der Beschluss des Lehrerkollegiums an jenem 20. März 1933 fiel eindeutig aus: „Der Schüler wird wegen groben Unfugs der Schule verwiesen.“ Der Schüler – das war der 16 Jahre alte Michelstädter Günter-Albrecht Strauß, der damals die Abschlussklasse besuchte. Sein grober Unfug bestand in zwei Zeichnungen: In ein Heft hatte er ein von drei Pfeilen durchbohrtes Hakenkreuz gemalt, das Symbol des linken Bündnisses um die SPD bei der letzten „freien“ Wahl Anfang März 1933, dazu ein weiteres NS-Signet, von einem Hammer zerschlagen. Außerdem hatte der junge Mann das Horst-Wessel-Lied prägnant umgedichtet: Zum „Morden“ statt zum „Kämpfen“ waren die braunen Horden in dieser Version bereit.
- VERPFLICHTEND, ABER MEIST VERSCHOLLEN
Einige Zeit nach dem Erlass des Großherzogs bekräftigte der Odenwälder Kreisschulrat 1875 die Verpflichtung für jede Schule, eine Chronik zu führen. „Das Buch ist auf Kosten der Gemeinde anzuschaffen“, hieß es im damaligen Erlass, berichtet Michelstadts Stadtarchivar Hans Winter.
Dennoch sind die meisten Chroniken in der Region verschollen, weder bei Schulen noch Kommunen aufzufinden. Umso mehr lobt Winter das Engagement der Theodor-Litt-Schule und dazu deren Bereitschaft, die Dokumente an ein öffentliches Archiv abzugeben. Sollten doch noch irgendwo entsprechende Unterlagen schlummern, bittet Winter, diese nicht in privaten Händen zu lassen, sondern der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.
Zu erreichen ist das Stadtarchiv Michelstadt unter 06061-97 94 132 oder E-Mail: stadtarchiv@michelstadt.de (Öffnungszeiten montags und freitags 9 bis 12 Uhr). Ansprechpartnerin für derartige Belange ist aber auch Anja Hering beim Odenwälder Kreisarchiv (06062-70-467, E-Mail: a.hering@odenwaldkreis.de).
Die Bildungsanstalt, die darauf mit dem Rausschmiss reagierte, war die Stadtschule in Michelstadt, seinerzeit eine Volksschule mit den Klassen eins bis acht. In der Protokollnotiz zu dem Schulverweis gegen Strauß, Sohn des jüdischen SPD-Mitglieds Theodor Strauß, findet sich überdies die Bemerkung: „Die NSDAP verzichtet auf eine strafrechtliche Verfolgung.“
Ein „ungeheurer Satz“ sei das, kommentiert Michelstadts Stadtarchivar Hans Winter: Lasse sich doch daraus erkennen, dass sich das Kollegium – noch unter Leitung des „republikanischen“ Rektors Lerch – schon zu diesem frühen Zeitpunkt vor der Entscheidung bei den neuen Machthabern rückversichert habe. Dieses Detail zeige, „wie schnell sich die Schule dem System unterordnet“. Und diese Durchdringung sei nicht mit Zwang geschehen, „der Beamtenapparat hat sich direkt gefügt“, so Winter.
Dass er die Unterlagen dazu überhaupt in den Händen hält, beschreibt der Stadtarchivar als „außerordentlichen Glücksfall“. Denn seine Erkenntnisse und auch das Wissen über den Fall des jungen Günter-Albrecht Strauß stammen aus der Schulchronik und den Konferenzprotokollen, beginnend im Jahr 1876. Solche Dokumente sind nur in Ausnahmefällen erhalten geblieben. Und wenn doch, „dann ist oft die Zeit des Dritten Reichs herausgerissen“, weiß der Geschichtskenner.
Aufgetaucht sind die Unterlagen bei Recherchen innerhalb der Theodor-Litt-Schule (TLS). Die wurde in den Siebzigerjahren als Real- und Mittelpunktschule aus der Stadtschule, heute eine Grundschule, ausgegründet. Im Zuge der in Michelstadt laufenden Ausstellung „Legalisierter Raub“ hatte die TLS im eigenen Haus nachgeforscht, um einen lokalen Beitrag liefern zu können – und war auf die Chronik samt der Konferenzbücher gestoßen.
Die Jugendlichen innerhalb des von der evangelischen Gemeindepädagogin Eva Heldmann (Bad König) geleiteten Projekts stießen jedoch zunächst auf ein Problem: Bis Anfang 1942, als die Einführung der lateinischen Schrift angeordnet wurde, waren die Unterlagen in Sütterlin geschrieben. An diesem Punkt kam das Stadtarchiv ins Spiel: Winter kümmerte sich um eine Übertragung in moderne Schrift, sodass die Schüler das Material im Unterricht besprechen konnte.
Jetzt, nach Abschluss des Projekts, übergaben TLS-Rektor Dieter Weis und Eva Heldmann Chronik wie Konferenzbücher an das Stadtarchiv, und dort ist die Freunde über den hochinteressanten Zugang groß. Ab etwa 1870 hatte der hessische Großherzog die Führung einer Chronik an jeder Schule angeordnet. Grund, so Winter: „Im Dorf war der Lehrer oft der einzige, der wichtige Dinge festhalten konnte.“
Die damit betrauten Personen nahmen ihre Pflicht, jedenfalls im Fall der Stadtschule, offensichtlich ernst. Eingetragen wurde auch alles, was rückwirkend in Erfahrung zu bringen war: So finden sich Aufzeichnungen, die bis 1532 zurückgehen. Sogar die Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde nicht ausgespart – ebenso wenig wie das Dritte Reich. Und das Schicksal des Günter-Albrecht Strauß.
Fazit der Ausstellung „Legalisierter Raub“

Schüler der Theodor-Litt-Schule in Michelstadt haben sich zum Ende der Ausstellung „legalisierter Raub“ mit der Thematik enteigneter Juden auseinandergesetzt.
Im letzten Monat der Ausstellung „Legalisierter Raub“ haben sich Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen der Theodor-Litt-Schule (TLS) kritisch mit den Ergebnissen ihrer selbst entwickelten Begleit-Ausstellung über die Vergangenheit der Schule in den Jahren 1933 bis 1945 auseinandergesetzt.
Wie bereits berichtet, fanden die Jugendlichen bei ihren Recherchen in den Schulkonferenzprotokollen zahlreiche Hinweise auf die Verbreitung der NS-Ideologie durch den damaligen Schulleiter und die Lehrkräfte.
Über Auswirkungen im Alltag an den Schulen: Die Umsetzung der NS-Ideologie im Schulalltag drückte sich insbesondere in der Diskriminierung und Benachteiligung von politisch anders denkenden und jüdischen Schülern sowie in schlechterer Benotung oder gar dem Schulverweis aus. Darüber hinaus beschäftigten sich die Zehntklässler mit dem Leben und Wirken des Theologen Dietrich Bonhoeffer und der Widerstandskämpferin Sophie Scholl. „Diese beiden Christen sind Vorbilder – mit ihrem Reden und Handeln und im Einsatz für ein friedliches und freundliches Miteinander aller Menschen, unabhängig von ihrer Religion und Nationalität“, heißt es in einer Pressemitteilung der Schule.
Diskussionsrunden mit Antifaschisten: Um den Blick auch in Gegenwart und Zukunft zu lenken, organisierte die an der TLS tätige Gemeindepädagogin Eva Heldmann vom Evangelischen Dekanat Odenwald zwei Diskussionsrunden mit Mitgliedern des Bündnisses „Odenwald gegen rechts“. Dabei bekamen die Schüler weitere Anregungen und Bestärkung für ihr eigenes Engagement gegen Diskriminierung.
„Wir zeigen in unserem Alltag mit unserem Reden und Handeln Einsatz für die Wahrung von Menschenrechten und Demokratie. Hand in Hand stehen wir für ein offenes, tolerantes und buntes Zusammenleben in unserer Region. Dafür setzen wir mit dem Bild von unseren bunten Händeabdrücken ein sichtbares Zeichen“, werden die Jugendlichen in der Presseerklärung des evangelischen Dekanats zitiert.
Spurensuche in der Chronik

In den letzten Wochen haben sich Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen (Kurs katholische Religion, Frau Seip) mit der Vergangenheit der Theodor-Litt-Schule in den Jahren 1933 – 1945 beschäftigt. Damals hieß sie noch Stadtschule und war im Gebäude der heutigen Stadtschule Michelstadt (Grundschule) beheimatet.
Die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ging auch an der Stadtschule nicht spurlos vorüber. In den Konferenzprotokollen entdeckten die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Spurensuche, wie sich das Schulleben in der Diktatur veränderte: Benachteiligung jüdischer Schüler, Diskriminierung des jüdischen Volkes durch Bücher, Schriften, Spiele und Reden im Unterricht, Verbreitung der NS-Ideologie durch den Schulleiter und die Lehrkräfte, Förderung der Kriegstauglichkeit im Sportunterricht, Schülerwettbewerbe, die den Krieg verherrlichten, Lehrermangel während des Zweiten Weltkriegs.
Besonders beeindruckte die Schüler das Schicksal des vierzehnjährigen jüdischen Schülers Günther Strauß, der das Horst-Wessel-Lied veralberte und eine Hakenkreuz-Karikatur zeichnete. Als Strafe wurde er im März 1933 von der Stadtschule verwiesen.
Die Schülerinnen und Schüler des Religionskurses schätzten die wochenlange Arbeit mit der Chronik und den Konferenzprotokollen als sehr hilfreich zum Verständnis der damaligen Zeit ein und konnten ihre Kenntnisse und ihren Wissenstand sehr erweitern.
Unterstützt wurde diese Spurensuche durch den Stadtarchivar der Stadt Michelstadt, Herrn Hans Winter, und die Gemeindepädagogin der evangelischen Kirchengemeinde Eva Heldmann. Die Ausstellung befindet sich in der Aula der Theodor-Litt-Schule und kann täglich bis 15.30 Uhr besucht werden.
Diese „Spurensuche in der Chronik“ ist der Beitrag der Theodor-Litt-Schule zur Ausstellung „Legalisierter Raub“, die bis zum 28. Februar 2016 im Odenwaldmuseum zu sehen ist.
Stolpersteine
- Am Michelstädter Marktplatz begann der Gedenk-Rundgang zu den früheren Wohnstätten jener Juden, die in der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben, verschleppt und ermordet wurden. Foto: Manfred Giebenhain
MICHELSTADT - (mg). Auch fünf Jahre nach der Verlegung der letzten von insgesamt 59 Gedenksteinen zur Erinnerung an die vom Naziterror ermordeten jüdischen Mitbürger in Michelstadt bleibt die Erinnerung wach. Am Montag haben die Initiatoren gemeinsam mit rund 40 Bürgern und zwölf Schülern der Opfer gedacht.
Die Zeremonie erstreckte sich vom Marktplatz über die Bahnhofstraße, die Große Gasse, Schulstraße und Mauerstraße bis zur Waldstraße. Mit Gebeten, Fürbitten und Blumenniederlegungen wurde von Michelstädter Erwachsenen und Schülern der Theodor-Litt-Schule an solchen Stellen in der Innenstadt ein Zeichen gesetzt, wo Einwohner der Stadt wohnten, die ihres Glaubens wegen Opfer der braunen Diktatur wurden.
Die Friedensgebete sprachen Pfarrer Michael Ritzert, der frühere Dekan Klaus Schimmel und Kantor Roman Melamed. Zur musikalischen Einstimmung vor dem historischen Rathaus spielte Schulleiter Dieter Weis von der Theodor-Litt-Schule. In seiner Begrüßungsansprache betonte Heinz-Otto Haag von der Stolperstein-Initiative, dass die niedergelegten Rosen dem christlichen Gedenken an die Toten entsprechen. Nach der jüdischen Tradition erfüllen Kieselsteine diesen Zweck. Damit solcherlei Wahnsinn sich nie mehr wiederholen möge, seien besonders junge Menschen zu sensibilisieren, es nicht der Vergessenheit zu überlassen, was in der Pogromnacht vom 9. November 1938 und danach geschehen sei. Haag mahnte auch dazu, in unseren Tagen mehr Toleranz den Flüchtlingen gegenüber zu zeigen, die infolge von Religionskriegen ihre Heimat verlassen mussten.
Wie gnadenlos unmenschlich der braune Rassenwahn auch vor Kindern nicht Halt gemacht hatte, ist den Stolpersteinen zu entnehmen, die im Boden vor der Synagoge in der Mauerstraße stecken. Sie erinnern an die zehn- bis dreizehnjährigen David, Uri Michael und Herbert Strauss, die auch nach der Flucht von 1938 in das als sicher geglaubte Holland 1943 deportiert und später umgebracht wurden.
Am Ende jeder Station fassten die Teilnehmer sich bei den Händen und sprachen gemeinsam auf hebräisch und deutsch die Worte „Shalom alejchem, Friede sei mit euch“. (Text: Manfred Giebenhain)
Auch nach dem Krieg war nichts vorbei

Auf dem Podium (von links): Heidi Haag, Lothar Wassum, Heinz-Otto Haag, Eva Heldmann. Foto: Bernhard Bergmann
„Wir werden unsere Mutter nicht wiedersehen.“ Mit diesem Satz informierte Eginhard Wassum seinen Bruder Lothar im März 1943 darüber, dass die Gestapo die Mutter verhaftet hatte. Lizzie Wassum galt, obwohl 1920 zum christlichen Glauben übergetreten, nach nationalsozialistischer Definition als Jüdin.
Nachdem dieser Satz zitiert worden ist, liegt betroffenes Schweigen in der Cafeteria der Theodor-Litt-Schule. Sechzig Religionsschüler der zehnten Realschul-Klassen versuchen, sich in diese Situation hineinzuversetzen. Auf dem Podium sitzt Lothar Wassum, mittlerweile fast neunzig Jahre alt. Ihn selbst schmerzt dieser Satz, der sein ganzes Leben verschattete, jedesmal wieder neu, das ist ihm deutlich anzumerken.
Wassum erzählt den Schülerinnen und Schülern, wie er bereits zu seinen eigenen Schulzeiten diskriminiert und von Mitschülern und Lehrern schikaniert, gedemütigt, beschimpft, gemieden worden ist. Sogar Anfeindungen von Seiten des damaligen Pfarrers der evangelischen Kirche, in der seine Mutter Gemeindeglied war und sein Bruder und er konfirmiert worden sind, sah die Familie sich ausgesetzt. Besonders befremdlich: Nach dem Krieg begegneten Lothar Wassum dann Verlogenheit und Feigheit, er erlebte Beschönigungen und Ausflüchte, aber auch fortdauernde Vorbehalte ihm gegenüber.
Eingeladen worden ist Wassum an diesem Nachmittag in die TLS, um den Jugendlichen zu berichten, wie eine Jugend in jenen Jahren aussehen konnte. Dieser Besuch eines Zeitzeugen in der Michelstädter Bildungseinrichtung ist Bestandteil des Begleitprogramms zur Ausstellung „Legalisierter Raub“, die seit kurzem in Michelstadt zu sehen ist. Mit auf dem Podium sitzt das Michelstädter Ehepaar Heinz-Otto und Heidi Haag, die sich seit Jahren für die Aufarbeitung des Schicksals der Michelstädter Juden engagieren und die Stolpersteinverlegung dort auf den Weg gebracht sowie ein Buch dazu publiziert haben. Ebenfalls dabei sind Gemeindepädagogin Eva Heldmann für das Evangelische Dekanat Odenwald sowie Religionslehrer Andreas Demmel und Schulleiter Dieter Weis.
Bevor Lothar Wassum persönlich zu Wort kam, hatte Heinz-Otto Haag den Schülern eingehend über die Aktion Stolpersteine berichtet und über die Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten informiert, insbesondere im Konzentrationslager Auschwitz.
Ebenfalls kam das Schicksal des früheren Schülers Günther Strauss zur Sprache, dessen Name in der Schulchronik auftaucht. Er war Anfang 1933 der Schule verwiesen worden, weil er bereits als 16-Jähriger mutigen Widerstand gegen die damals gerade erstarkenden Nationalsozialsten geleistet hatte. Mit seiner Geschichte hatten sich die Schüler in der Vorbereitung beschäftigt.
Text: Bernhard Bachmann, ev. Dekanat Michelstadt
Den Opfern von früher und heute
- Foto: Ernst Schmerker
GEDENKBESUCH Jugendliche der Theodor-Litt-Schule zum Volkstrauertag an Soldatengräbern und -gedenkstätten
MICHELSTADT - (sm). An den Kriegsgräbern und Gefallenen-Erinnerungsstätten auf dem Michelstädter Friedhof halten Schüler das Andenken an gefallene Soldaten und damit das Bewusstsein für den Wert des Friedens wach. Auch zum Volkstrauertag 2015 haben sie wieder die Ruhestätten der Opfer besucht.
Was vor mehr als 30 Jahren auf Initiative des späteren Schulamtsdirektors Waldemar Finger in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge seinen Anfang nahm, wird auch heute unvermindert weiter gepflegt. Jeweils in den Tagen vor dem Volkstrauertag finden sich Schüler der Theodor-Litt-Schule auf dem Friedhof ein, um den dort ruhenden Kriegstoten symbolhaft die Ehre zu erweisen. Der Gedenktag wird in diesem Jahr am Sonntag (15.) begangen, wozu sich die Bevölkerung vielerorts zu Gedenkfeiern trifft.
Diesmal waren es Schüler der Klasse 7 MC mit Lehrer Enrico Zellmer, die am Donnerstag die in den Unterrichtsfächern Gemeinschaftskunde und Werkunterricht gebastelten Gestecke aus Tannengrün und Blumen auf den Grabstätten niederlegten. Auf diese Weise geehrt wurden die deutschen Gefallenen aus beiden Weltkriegen, doch auch die in britischen Diensten stehenden Flieger eines über dem Stadtwald abgeschossenen Bombers.
Doch nicht nur den Toten des Zweiten und auch des Ersten Weltkriegs galt in diesem Jahr das Zeichen des Gedenkens. In kurzen Ansprachen lenkten Schulleiter Dieter Weis, der die Stunde mit zwei Saxofon-Beiträgen umrahmte, und Erster Stadtrat Hans Klar die Aufmerksamkeit auf das Leid, das Krieg, Vertreibung und Flucht in der Gegenwart über die Menschen in vielen Teilen der Welt bringt. So legten die Michelstädter Schüler erstmals nicht nur die selbst gebastelten Gestecke nieder, sondern stellten auch einen Willkommensbaum auf, auf dem sie ihre schriftlich niedergelegten guten Wünsche für die in der Bundesrepublik Asyl suchenden Menschen festhielten.
Großer Zuspruch beim Kinderfest

Am Mittwoch nach Pfingsten fand in Michelstadt das alljährliche Bienenmarkt-Kinderfest statt. Es war wieder ein gut besuchter Fest-Nachmittag mit attraktiven Rallye-Stationen in der Innenstadt. Kindergarten, Grundschulen und die Theodor-Litt-Schule als weiterführende Schule waren dabei: an den verschiedenen Stationen gab es Geschicklichkeits- und Bewegungsherausforderungen, die mit viel Eifer absolviert wurden, um den begehrten Stempel in den Rallye-Pass zu erhalten.
Ein vierköpfiges Lehrerteam und zwei Assistentinnen aus der 8MB der TLS haben die Teilnehmer mit viel Begeisterung zu großartigen Leistungen motiviert. So wurden Seilsprung-Rekorde aufgestellt und passend zu aktuellen Fußballereignissen zeigten kleine und große Ballakrobaten ihre Geschicklichkeit mit dem Ball.
Ein vollgestempelter Rallyepass wurde schließlich am Eingang des Bienenmarkt-Geländes mit einer schicken Urkunde vom Bürgermeister und einem Freifahrtschein belohnt.